Haasgasse
Der Gemeinderat hat beschlossen, die bisherige Kernstockgasse künftig als Haasgasse zu bezeichnen. Damit soll dem Schicksal des Mürzzuschlager Ehepaares Karoline und Franz Haas ein immer währendes Gedenken gewahrt werden. Für die Namensgebung und die Enthüllung einer Gedenktafel wurde am 19. April 2017 ein kleiner Festakt abgehalten, der öffentlich zugänglich war.
Karoline und Franz Haas haben im Haus Alleegasse 9 (heute Stadtplatz 11) ein Textilgeschäft betrieben und waren anerkannte Bürger der Stadt. Am 09.11.1938 wurde das Ehepaar Haas nach Dachau gebracht, mussten so lange nackt im Freien stehen, bis sie den freiwilligen Hausverkauf unterschrieben. Das Geschäft wurde liquidiert und der Verkaufserlös nach Abzug der sogenannten Reichsfluchtsteuer hinterlegt. 1940 hätten sie die letzte Chance zur Ausreise gehabt, jedoch erhielten sie auch zum letzten Vermögen keinen Zugang und wurden am 27.05.1942 in Trostinec (Ukraine) in einem Lager ermordet. Der Sohn Walter Haas konnte rechtzeitig nach Palästina fliehen, kehrte 1950 nach Österreich zurück und musste bis 1959 vor Gericht kämpfen, bis ihm das Haus der Familie wieder zurückgegeben wurde.
Viele von uns erinnern sich noch an die Trafik Haas, die Enkeltöchter von Karoline und Franz Haas haben uns über das Schicksal der Familie im Detail berichtet. Über den Lebenslauf von Ottokar Kernstock gibt es nichts historisch Wichtiges oder Bleibendes zu berichten, als Schriftsteller wird er von der Wissenschaft als Wegbereiter des Nationalsozialismus bezeichnet. Der Text für das Hakenkreuzlied wurde den Schriften von Ottokar Kernstock entnommen. Die jüdische Gemeinde Graz und verschiedene Opferverbände sind an die Stadtgemeinde herangetreten und haben gebeten, der Kernstockgasse einen neuen Namen zu geben, mit der künftigen Bezeichnung Haasgasse konnte damit ein Stück Geschichte ein klein wenig korrigiert werden.